19.08.2015 WAZ – Wohnungen für mehr Unabhängigkeit
Menschen mit Behinderungen finden an der Breite Straße ein neues Zuhause – Betreuung durch Bethel – Wohnungsgenossenschaft investiert 1,3 Millionen Euro

Marcel Baader ist glücklich: Nach sieben Jahren psychischer Erkrankung zieht der 26-Jährige nun in eine Wohngemeinschaft in der Wittener Innenstadt, Breite Straße 75. Dort lebt er mit einem Bekannten aus seiner früheren Bethel-Einrichtung in Heven zusammen – genau so, wie er es sich gewünscht hat.
Die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte investierte rund 1,3 Millionen Euro, um barrierefreien Wohnraum für Menschen mit Behinderungen zu schaffen, die von Bethel betreut werden. „Die Wohnungen fördern ein gutes nachbarschaftliches Miteinander“, sagt Frank Nolte, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft.
Die 80 Quadratmeter große Wohnung teilen sich Marcel und sein Mitbewohner. „Wir müssen uns abstimmen, was wir einkaufen, putzen und brauchen“, erzählt Baader. Nach behütetem Leben in Heven genießen sie nun mehr Freiheit – mit der sie umgehen lernen müssen. Bethel-Mitarbeiter unterstützen sie bei Behördengängen, Arztbesuchen oder einfach als Ansprechpartner.
Nebenan entstehen bis Oktober zwei weitere Wohnungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Hinter dem Gebäude wurde ein altes Haus abgerissen und ein moderner Neubau mit sechs barrierefreien Appartements errichtet. Diese sind für Rollstuhlfahrer gedacht, die nach Schlaganfall oder Hirnschädigung selbstbestimmt leben wollen. Auch hier übernimmt Bethel die Betreuung.
Bereits seit 2011 betreut Bethel Menschen mit Hirnschädigung in ehemaligen Eisenbahnerhäusern an der Kronenstraße, ebenfalls im Besitz der Genossenschaft. Für den Neubau an der Breite Straße erhielt die Genossenschaft ein Landesdarlehen von über 500.000 Euro.
Frank Nolte betont, dass die Standorte Breite Straße und Kronenstraße gute Nachbarschaften ermöglichen. „Die Menschen leben dort nicht isoliert.“ Mit diesem Engagement nimmt die Genossenschaft ihre soziale Verantwortung wahr: „Jeder kann schnell selbst auf solche Wohnangebote angewiesen sein.“
Fast alle Bewohner mieten selbst und erhalten vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe finanzielle Unterstützung für die Betreuung durch Bethel. Sascha Dell von Bethel rechnet damit, dass alle Wohnungen bis Oktober bezogen sind.
Weitere Bethel-Angebote in Witten umfassen die Betreuung psychisch Kranker und neurologisch Beeinträchtigter in eigenen Wohnungen an der Breite Straße und Kronenstraße, sowie stationäre Einrichtungen in Heven und Annen und einen ambulanten Dienst für rund 20 Menschen im Stadtgebiet.