09.06.2015 WAZ – preiswerte Wohnungen

Gute, preiswerte Wohnungen werden knapp

Wohnungsmarktbarometer zeigt steigenden Bedarf – Fördermittel 2014 nicht abgerufen

In Witten werden gute und preiswerte Wohnungen zunehmend knapp – und die Nachfrage wird in den kommenden zwei Jahren weiter steigen. Das ist das Ergebnis des Wohnungsmarktbarometers 2014, das jetzt im Sozialausschuss vorgestellt wurde.

Ausgewertet wurde es von Uwe Andresen, Leiter der Abteilung Wohnen und Zentrale Dienste der Stadt, in Zusammenarbeit mit weiteren Kolleginnen und Kollegen. Grundlage des Barometers, das alle zwei Jahre erscheint, ist keine wissenschaftliche Erhebung, sondern eine aktuelle Einschätzung des Wittener Wohnungsmarktes.

„Es gibt ein aktuelles Stimmungsbild“, so Andresen. Dazu wurden rund 200 sogenannte Wohnungsmarkt-Akteure im Juni 2014 mit Fragebögen angeschrieben.

„Die Leute müssen länger suchen“

Befragt wurden Wohnungsunternehmen, Hausverwaltungen, private Vermieter, Makler, Banken, Architekten, Bauträger, der Mieterverein, Haus- und Grundeigentümerverbände sowie städtische Dienststellen.

Sie sollten unter anderem angeben, wie sie die Marktlage in Witten derzeit einschätzen und welche Entwicklung sie in den nächsten zwei Jahren erwarten. Auch Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt sowie das Investitionsklima sollten benannt werden.

„Ein Viertel der Angeschriebenen hat geantwortet – der Rücklauf ist in Ordnung. Wir würden uns aber wünschen, dass sich mehr Wohnungsunternehmen beteiligen“, sagt Andresen.

Noch wolle er nicht von einem echten Mangel an niedrigpreisigen Wohnungen sprechen.
„Die Leute finden noch etwas – müssen aber länger suchen als früher.“

Ein Grund sei die Unterbringung von Flüchtlingen in günstigen Wohnungen. Ein weiterer: Viele preiswerte, frei finanzierte Wohnungen seien in einem so schlechten Zustand, dass sie nicht mehr vermietet werden können.

„Gerade Gebäude aus den 1950er- und 60er-Jahren werden oft nicht mehr instand gehalten wie früher – manche stehen deshalb leer.“

Zahl öffentlich geförderter Wohnungen stark gesunken

Im Jahr 2008 gab es in Witten laut Andresen noch über 4.000 öffentlich geförderte Wohnungen, 2014 waren es nur noch 2.740. Grund dafür sei das Auslaufen der Mietpreisbindungen – die ehemals geförderten Wohnungen werden nun ohne Auflagen weitervermietet.

Fest steht: Der Bedarf an günstigen Wohnungen wird bis mindestens 2017 weiter steigen. Gleichzeitig wird kaum gebaut – obwohl Fördermittel des Landes nicht abgerufen wurden, wie Andresen berichtet.

Private Großinvestoren würden sich eher auf Städte wie Düsseldorf, Köln oder Münster konzentrieren, wo höhere Renditen winken.

Witten-Mitte baut in Bommern

Wohnungsgenossenschaft setzt auf Neubauten – auch zur Bestandssicherung

Wenn in Witten öffentlich geförderter Wohnraum neu entsteht, ist oft die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte beteiligt. Das betont Uwe Andresen.

Ein Beispiel: An der Dürerstraße in Bommern wird bald ein dreigeschossiger Neubau mit 14 barrierefreien Wohnungen errichtet. Im Erdgeschoss sollen zusätzlich Räume für eine Kindertagesstätte entstehen.

„Im Herbst 2016 soll das Gebäude bezugsfertig sein“, kündigt Frank Nolte, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, an.

Die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte verfügt derzeit über rund 1.600 Wohnungen im Stadtgebiet. Neubauten seien laut Nolte wichtig – nicht nur wegen der hohen Nachfrage, sondern auch,

„weil wir Gebäude brauchen, die in 25 Jahren noch die Mieten erzielen, die notwendig sind, um unseren Wohnungsbestand instand zu halten.“

Neue geförderte Wohnungen in der Innenstadt

Gerade erst hat die Genossenschaft an der Breite Straße in der Innenstadt sechs weitere öffentlich geförderte Wohnungen fertiggestellt – die Mieter stehen bereits fest.